Zugegeben, Krisenübungen sind aufwendig. Sie kosten Zeit, Geld und Nerven. Hinzu kommt, dass sie im Kollegenkreis selten beliebt sind. „Muss das sein?“ ist wohl noch das freundlichste Feedback, das die verantwortlichen Organisatoren bekommen.
Was kommt da auf mich zu?
Die Anspannung vor einer Krisenübung ist hoch. Nicht selten versuchen Übungsteilnehmer im Vorfeld, Informationen zum geplanten Szenario zu erhalten. Ist die Probe für den Ernstfall überstanden und der fiktive Fall bearbeitet, löst sich das Ganze meist in Wohlgefallen auf. Am Ende sind alle Beteiligten froh, unter realistischen Bedingungen geübt und eine wichtige Vorbereitung absolviert zu haben.
Übungsarten und ihre Ausrichtung
In der Praxis lassen sich drei Arten von Krisenübungen unterscheiden:
1. Simulation: Krisensimulationen ermöglichen ein „Trockenschwimmen“. Im geschützten Raum werden die Abläufe und Zusammenarbeit im Krisenstab anhand eines praxisnahen Szenarios durchgespielt. Dabei wird bewusst auf Interaktionen und Maßnahmen, die über die Abstimmung im Krisenstab hinausgehen, verzichtet. Alle Aktionen bleiben im Krisenstab. Damit eignen sich Simulationen insbesondere als Einstieg in die Krisenstabsarbeit, z. B. wenn neue Strukturen und Prozesse ausgearbeitet oder Rollen neu besetzt wurden. Zudem bieten sie eine hervorragende Möglichkeit, um Teilprozesse, notwendige Vorbereitungen oder beispielsweise das Zusammenwirken innerhalb der Kommunikationsrollen zu üben. Das Stresslevel ist niedriger, der Trainingseffekt jedoch entsprechend der Zielsetzung nicht minder wertvoll.
2. Krisenstabsübung: Dieses Format ist deutlich anspruchsvoller. Zwar können auch hier Timeouts zum Einsatz kommen – das Krisengeschehen also für einige Minuten pausiert werden –, jedoch steht bei Krisenstabsübungen das Erleben einer möglichst realistischen Krisenerfahrung im Fokus. Dazu werden mithilfe eines Regiebuchs durch die Übungsleitung fortwährend Einspielungen vorgenommen. Die Krisenstabsmitglieder müssen bei dynamischer Lage das Krisenszenario bearbeiten, Telefonate führen, E-Mails beantworten, sich mit Social-Media-Kritik auseinandersetzen, Statements vor laufender TV-Kamera geben etc. – alles im abgesicherten Rahmen und nach klaren Spielregeln. Die Erfahrungen der Teilnehmer und Beobachtungen der Übungsleitung werden im Anschluss besprochen und in Form von Handlungsempfehlungen dokumentiert.
3. Vollübung: Das anspruchsvollste Format für Unternehmen bilden die sogenannten Vollübungen, die auch bei Behörden regelmäßige Praxis sind. Sie funktionieren wie Krisenstabsübungen, jedoch kommen externe Teilnehmer von Polizei, Feuerwehr, Kommune oder benachbarten Unternehmen hinzu. Es gibt also echtes Blaulicht, schweres Gerät und – sofern gewünscht –Statisten, die Verletzte, Anwohner oder Aktivisten spielen. Vollübungen mit mehreren Hundert Beteiligten sind keine Seltenheit. Polizei und Feuerwehr zeigen sich in der Regel offen und nutzen die Gelegenheit gerne selbst als Training.
Egal welches Format: Krisenstabsübungen sind elementarer Bestandteil der Krisenprävention. Im Detail konzipiert, professionell umgesetzt und digital unterstützt lohnt sich der damit verbundene Aufwand allemal. Hier gilt unser Credo: „Be prepared“.
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